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Henrike von der Lerchenau

genannt: Enya

Züchter: Rolf und Ortrun Kaufmann

     

 

NDR-Kultur-Morgenandacht vom 24. April 2018, Claudia Bruweleit

zum Thema: Dankbarkeit!

Und vergiss nicht, sagte mein Mann, vergiss nicht über unseren Hund zu schreiben, wenn du über Dankbarkeit schreibst.

In diesen Tagen nach Ostern freue ich mich über vieles und bin dankbar für

Menschen, die mein Leben bereichern. Aber an unseren Hund hatte ich da eigentlich nicht gedacht. Dabei gehört er seit sieben Jahren zu unserer Familie. Das Schönste an ihm ist: Er ist einfach da. Koche ich, so liegt er mitten in der Küche auf dem Boden. Es könnte ja ein Stück Möhre oder ein anderer guter Bissen für ihn abfallen. Wenn wir gemeinsam essen, hat er seine Position unter dem Tisch bei unseren Füßen bezogen. Ruhig und zufrieden döst er dort .

Er zeigt uns:So richtig glücklich ist er erst , wenn alle beisammen sind. Ist er ein paar Stunden allein gewesen, so begrüßt er mich schon an der Tür .Er wedelt begeistert mit dem Schwanz und quiekt und rennt vorFreude drei Runden durch den Garten, um dann mit Schwung wieder vor meinen Füßen zu landen: Endlich ist sie da!“Also, ja, dafür müsste ich ihm wirklich mal dankbar sein.

Denn keiner kann so gut wie er zeigen: du bist wichtig. Es ist sehr gut, dass du da bist.

Und niemand spürt wie er, wie es uns geht. An so manchem Trauergespräch nahm er teil, still neben meinem Stuhl. Und wenn das Gesagte besonders zu Herzen ging, dann stand er schon mal auf und leckte vorsichtig an der Hand des Trauernden bis dieser ihn kraulte. Und legte sich dann mit einem tiefen Seufzen auf den Boden, den Kopf auf einer Pfote.

Ja, ich bin ihm dankbar, unserem Hund. Er kann zuhören wie kein anderer. Er fühlt mit und tröstet.

Vor allem aber danke ich Gott dafür, dass er mir mit unserem Hund einen Gefährten geschickt hat, der ganz einfache Botschaften sendet. Signale, die mich aus meinen Gedanken herausreißen und mir den Blick auf das Wesentliche öffnen. Manchmal entdecke ich erst durch ihn, was mir gerade fehlt zu meinem Glück.

Und dann ist es gar nicht schwer, froh zu werden.

Vielleicht ist das auch eine Art, Ostern zu erleben. Jeden Tag wieder.

 

Wir sind sehr traurig darüber, was wir mit Enya verloren haben!

     

geb.:28.01.2007

gest.:19.02.2018

Enya ist über die Regenbogenbrücke gegangen. Sie wollte noch so gerne bei uns sein, aber wir konnten ihr nicht mehr helfen gegen die Tumore in ihrer Lunge.

Sie wurde 11 Jahre alt und folgte ihrer Mutter nach 3 1/2 Jahren.

Enya war zuerst unser "Splünkie" oder "Splünk-Splutz", aber sie wuchs heran und bekam viele, viele Kosenamen. "Flausenwuffe", "Hatscheput" (in Anlehnung an Hatschepsut), "Putzikan", "Muckel", "Käferchen", "Mausekäfer" waren nur einige davon. Vom vielen Streicheln wurde sie beinah "durchgescheuert". Große Nähe mit anderen Hunden mied sie nach den schlechten Erfahrung aus der Welpenzeit. Frühmorgens und spätabends "unterhielt" sie sich durch den Zaun mit den Hunden der Nachbarin (vermutlich nicht zur Freude der anderen Zweibeiner!)

Enya war unser "besterzogener" Hund. Sie verstand jedes Wort und konnte schon aus unserem Verhalten auf unser Vorhaben schließen. "Triefender Weltschmerz" war geheilt indem man nur einen Augenblick die Nase in ihr weiches Fell steckte. Sie war ein so guter Hund, wie ich es als Mensch gern geworden wäre!

Wir danken Enya für die große Freude, die sie uns ihr Leben lang bereitet hat. Wir müssen lernen ohne sie und gleichzeitig ganz ohne Hund zu leben.

 

...und wer zeigt uns jetzt die richtige Richtung für den Spaziergang?

Mit der Leine im Fang führte sie sich selbst aus und wir folgten brav.

Unser Herz will sie halten - unser Verstand muss sie gehen lassen.

Sie ist jetzt frei und unsere Tränen wünschen ihr Glück!!

 

 

Ureterektopie (1),

ein laienhafter Erfahrungsbericht.

Unser H-Wurf war geboren. Die Hündin lag mit ihren neun Welpen zufrieden in der Wurfkiste. Jetzt, nachdem die Anspannung nachließ, wurde uns bewusst, dass wir wieder einmal ein kleines „Wunder des Lebens“ erlebt hatten. Wir nahmen die kleinen, neuen Erdenbürger immer wieder in die Hand und staunten.

Einige Tage später fiel mir auf, dass bei der hellen Hündin, der wir den Namen „Henrike“ gaben, die schwarze Haut an den Hinterläufen besonders stark durch das helle Fell schimmerte. Die Beinchen fühlten sich nass an; hatte die Mutterhündin diesen kleinen Welpen so nass geleckt?

Am neunten Lebenstag wurde deutlich, dass die Ursache eine andere war: der Welpe tröpfelte, nicht immer aber immer wieder. So etwas hatte ich noch nie gehabt!

Auf die Nachfrage bei mir bekannten Züchtern bekam ich meistens die Antwort: “Hab ich noch nicht gehabt aber schon davon gehört.“ Ein Züchter berichtete mir, dass die gefragten Engländer die gleiche Antwort gaben.

Die Züchter fragten ihre Tierärzte: Harnleiterverlagerung oder Ureterektopie (nie gehört!) Schließlich lagen mir fünf Züchtermeinungen und sieben Tierarztmeinungen vor. Zehn Ratschläge: ich solle mir gut überlegen, ob ich diesen Hund aufziehen wolle. Das Tröpfeln habe neben den unangenehmen Begleiterscheinungen auch eine Veränderung der ständig feuchten Haut zur Folge: der Urin greife die Haut an, die dann der Nährboden für Ekzeme sei.

Herr Dr. Hübner in Lage sagte mir, dass das keineswegs so selten sei, wie man vielleicht annehmen würde und riet mir zu einer genauen Diagnose bei einem guten Spezialisten in der Tiermedizinischen Universitätsklinik in Utrecht oder bei Herrn Dr. Nickel in der Tierklinik Magunna und Nickel in Norderstedt, der von Utrecht käme. Meine Tierärztin hatte so was noch nie gehabt und erkundigte sich bei Herrn Dr. Rosenhagen in Bremen, der auch die Empfehlung für Herrn Dr. Nickel gab. Wir holten uns einen Termin für diese Untersuchung.

Es war eine schlimme Zeit!

Jedes mal, wenn sie trocken war, hatten wir die Hoffnung, dass alles gut ist. Jedes mal, wenn sie nass war, befürchteten wir ihr Todesurteil. Ich konnte sie nicht einschläfern lassen! Diese Hündin wollte leben!!!!

Bei dem Termin bei Herrn Dr. Nickel stellte sich heraus, dass er nicht in Utrecht studiert hatte, wie ich angenommen hatte, sondern dass er dort Dozent war und „vielen Generationen von Tierärzten das beigebracht habe“, wie er sagte. Also die beste Adresse, die man sich nur wünschen konnte für dieses Problem!!!

Herr Dr. Nickel untersuchte Henrike mit Ultraschall. Sehr beklommen wartete ich auf sein Urteil: Tod oder Leben für diese hübsche, vitale Hündin? „Es sieht sehr gut aus, na ja für eine Operation. Ein Harnleiter führt ordnungsgemäß in die Blase, dadurch ist der Blasenschließmuskel trainiert. Eine wichtige Voraussetzung für einen späteren Erfolg! Der andere Harnleiter führt an der Blase vorbei direkt in die Harnröhre. In dieser Niere hat sich ein Urinstau gebildet (1,6mm). Für eine Operation kann ich ihnen eine über 80 prozentige Erfolgsgarantie geben. Die Operation ist nicht das Problem aber die Narkose! Wir haben hier das modernste Narkosegerät, das in der Humanmedizin bei der Operation von Frühchen eingesetzt wird. Mit einer Operation würde ich an ihrer Stelle nicht zu lange warten, denn der Stau in der Niere würde die Niere auf Dauer schädigen und dann zerstören!“

Am 1.03.2007 wurde Henrike operiert. Sie war 4 Wochen und vier Tage alt. Die Operation verlief gut. Die Nieren wurden noch einige Stunden „durchgespült“. Am nächsten Tag eine Ultraschallkontrolle: alles in Ordnung! Als ich meinen kleinen Liebling wieder bekam, war ich sehr verzagt: sie sah so klein, hilflos und zerbrechlich aus und hatte eine entsetzliche „Tüte“ um den Kopf. Sie fiepte auf dem Arm und auch auf der Fahrt nach Hause. Erst als sie im vorderen Fußraum lag, kam sie etwas zur Ruhe. Ihr Verhalten änderte sich schlagartig als sie zu Hause bei ihren Geschwistern ankam: die Hündin war überglücklich wieder da zu sein. Sie war lebhaft und mischte kräftig bei den Welpenspielen mit trotz ihrer „Tüte“.

Ganz klar: Henrike bleibt bei uns! Wir nennen sie „Enya“!

Die Nachuntersuchung hat ergeben, dass alles in Ordnung ist! Der Stau in der Niere ist nicht mehr nennenswert (0,4 mm). Da dieser Klinikaufenthalt in der Prägephase statt fand, rechnen wir mit psychischen Spätfolgen, von denen wir noch nicht wissen, wie sie aussehen werden.

Aber: Enya lebt!!!!!!

Auf die Frage nach der Vererblichkeit: „Wir wissen noch nicht wo das Genom sitzt und ob nicht mehrere daran beteiligt sind. Wir wissen auch nichts über den Erbgang. Es spricht nichts dagegen mit den Geschwistern zu züchten, es muss ja nicht gerade mit dieser betroffenen Hündin sein, die mit Sicherheit Trägerin dieses Genoms ist!“ Man erzählte mir, dass gerade das unter dem Dach des VDH schon passiert sei! Wenn ich darüber nachdenke, was diese kleine Hündin in ihrem kurzen Leben schon alles mitmachen musste, würde ich ein solches Risiko bei der weiteren Zucht nicht wissentlich eingehen.

Wir haben es nie bereut sie gerettet zu haben!

 

 

 

Ureterektopie (2)

(Fortsetzung des laienhaften Erfahrungsberichtes siehe oben)

Am 28.01.2009 wird unsere kleine Enya (Henrike) zwei Jahre alt. Aus diesem Anlass will ich berichten, wie es vor eineinhalb Jahren weiter ging:

Jedes Mal wenn Enya in dem Wasserloch auf dem Übungsplatz gebadet hatte (und sie badete gerne), bekam sie zwei Tage später Fieber. Das Wasser kam vom Dach und vom Parkplatz nebenan und galt als sauber. Leider hatte es durch die hohen Temperaturen dieser Zeit allerhand Keime entwickelt, wie eine Untersuchung ergab. Die anderen Welpen bekamen kleine Pickelchen davon. Diese Erscheinungen verschwanden ohne Behandlung innerhalb von einer Woche wieder. Enyas Urin wurde aufgefangen und untersucht, es wurden Bakterien gefunden. Sie bekam ein Antibiotikum. Die Temperatur fiel. Einige Male wiederholte sich das so. Wir brachen deshalb die Hundeschule ab.

Wir waren der Überzeugung, dass dieser Fieberschub immer wieder mit der Schwachstelle, der operierten Ureterektopie, zusammenhing. War möglicherweise Urin in den Bauchraum gesickert? War die Operationsnarbe zu empfindlich? Fehlte an der Stelle vielleicht das Rückflußverhinderungsventil? Drückte das Wasser beim Baden die Keime zur Niere hoch?

Dann holten wir uns einen Termin bei Herrn Dr. Nickel. Der Urin wurde durch die Bauchdecke aus der Blase entnommen. Das Ergebnis: keimfrei. Der aufgefangene Urin wies hingegen Keime auf, die dahin gehörten, d.h. Keime aus der Scheide. Alle oben genannten Bedenken entkräftete Herr Dr. Nickel.

Ende August fuhren wir an die Ostsee. Vielleicht würde das Salzwasser für Enya besser sein als das Auewasser und vor allem besser als das Wasser aus dem Schlammloch. Enya stürzte sich in die Wellen und holte begeister jedes Stöckchen. Einige Tage später war Enya lustlos und wollte nicht fressen. Wir kontrollierten die Temperatur: sie hatte wieder Fieber. Wir brachen den Urlaub ab und fuhren nach Hause.

Jetzt durfte unser Retriever gar nicht mehr baden! Was das für einen "Wasserhund" bedeutete, kann man sich ausmalen.

Wir warteten die erste und zweite Läufigkeit ab. Ziemlich beklommen starteten wir einen neuen Versuch. Enya durfte in der Aue baden. Jeden Tag kontrollierten wir ihre Temperatur. Es war alles in Ordnung und alle waren glücklich!

 

Inzwischen hat Enya außer dem Wesenstest die BHP-A, die BHP-B und die DP-A m.S. bestanden. Sie wickelt uns alle um den Finger und ist ein schmusiger, frecher junger Hund - wie er sein soll. Vor allem: sie ist gesund. Das Durchsetzungsvermögen, das sie gegenüber ihrer Mutter und Großmutter zeigt, konnte man schon sehen als sie neun Tage alt war. Ganz energisch drängte sie zur Zitze.

"Ich will leben!"

Wir danken allen, die dazu beigetragen haben, ganz besonders Herrn Dr. Nickel!

P.S. Inzwischen wissen wir, dass es sich bei den Fieberschüben um eine Juvenile Vaginitis handelte, die immer nach dem Baden akut wurde.